Ja was hat er denn?

Ja was hat er denn?

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Neulich hatten wir im Garten Besuch von zwei Nachbarskindern. Beides Jungs, einer 6 Jahre alt und der andere 8. Beide kennen C. schon seit er zu uns kam, doch erst seit ca. einem Jahr merken sie, dass C. irgendwie anders ist als Jungs seines Alters.

Beim Buddeln im Sand bauten wir einen Vulkan, der mit Hilfe von Essig und Backpulver tatsächlich „ausbrach“. Der ältere Nachbarsjunge, nenne ich ihn mal Lukas, fand die Idee super und spielte begeistert mit. C. schnappte sich einen Spielzeug-LKW, mit dem er den Vulkan hochfuhr, Sand vor sich herschob und der Lava auswich. Da fragte mich Lukas: „Meinst du, C. möchte vielleicht mal lieber den Bagger haben?“

Ich war baff. Jetzt redete schon ein Achtjähriger über meinen Sohn, als wäre der gar nicht anwesend. „Frag ihn doch einfach, er sitzt schließlich direkt neben dir“, antwortete ich ihm. Lukas sah mich einen Moment lang verdutzt an, bevor er sichtlich errötend meinen Sohn direkt ansprach.

Später hüpfte C. mit dem 6jährigen Jungen, nenne ich ihn mal Finn, auf dem Trampolin. Lukas und ich saßen auf der Terrasse, also außer Hörweite. Lukas nutzte die Gelegenheit, mich zu fragen, warum C. denn so „anders“ ist, denn er sei immerhin sieben Jahre alt. Also erzählte ich ihm, dass C. erst mit 16 Monaten zu uns kam, weil wir ihn adoptiert haben. „Also bist du gar nicht seine Mama?“, fragte Lukas. „Doch, er war nur nicht in meinem Bauch. Die Frau, die ihn geboren hat, konnte ihn leider nicht so lieb haben, wie C. es gebraucht hätte. Sie hat eine neue Mama für C. gesucht, damit er es gut hat. Jetzt bin ich seine richtige Mama. Stell dir mal vor, als Baby hätte deine Mama dich nicht gut versorgen können, und du hättest immer bei anderen Menschen sein müssen. Keiner hätte richtig mit dir gespielt und dir etwas beigebracht. So war das leider bei C., deshalb muss er nun noch vieles nachholen.“

Lukas konnte das natürlich nicht alles sofort verstehen, denn als Achtjähriger weiß man natürlich noch nicht, was emotionale Bindung ist oder wie wichtig eine Mutter-Kind-Beziehung in den ersten Monaten ist. Aber immerhin hat er mich gefragt, anstatt C. zu ärgern oder sogar mit anderen zusammen zu mobben.

 

 

Mondkäse und Baby-Windräder

Mondkäse und Baby-Windräder

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Auch Nilpferde müssten brav die Parkuhr füttern, wenn sie Auto fahren könnten. Mein Söhnchen sah dieses Bild und wollte gleich wissen, was da passiert ist; grundsätzlich hinterfragt er alles, was er noch nicht versteht. Wie sieht Känguruh-Kacke aus? [Ja, ich weiß, das Viech schreibt man zwischenzeitlich ohne „h“, aber da bin ich altmodisch…] . Können Stinktiere schwimmen? Wie schnell schlagen Kolibris mit den Flügeln?

Bin ich froh, dass ich jederzeit Tante Google fragen kann…
Link zum Kacka-Bild. Stinktiere können schwimmen, sind aber nicht scharf drauf – wie Katzen. Und Kolibris schlagen 40-50mal pro Sekunde mit den Flügeln (maximal 90mal)

Schon als kleiner Wicht hat er sich die Welt selbst erklärt. Von unserem Wohnzimmerfenster aus kann man abends schön den Sonnenuntergang sehen, die Sonne verschwindet hinter einem bewaldeten Hügel. C. erklärte uns: „Die Sonne geht in ihr dickes Bett.“
Eines Abends fuhren wir in der Abenddämmerung auf der Autobahn, in der Ferne sahen wir ein paar Windräder. Durch die Entfernung wirkten sie unterschiedlich groß, kein Problem für C.: „Guck mal, das ist Papa-Windrad, da ist Mama-Windrad, und das da ist Baby-Windrad!“ 😍

Seine Phantasie kennt keine Grenzen. Was könnte er nur für grandiose Dinge aus Legos bauen! Leider kann er damit (noch) nicht souverän umgehen, es hapert an Geduld und Feingefühl. Wie bereits berichtet, ist kein Spielzeug vor ihm sicher, immerhin zerbeißt er keine Bücher mehr. In den Mund nimmt er kleinere Teile nach wie vor, weshalb ich eine große Dose mit Playmobil- und Lego-Kleinteilen gut verstaut aufbewahre.

Beim Essen soll man ja eigentlich nicht spielen. Als unser damals vierjähriger Knirps allerdings die tollsten Formen aus seinem Scheibenkäse rausbiss („Hier, ich hab‘ einen Mond! … Jetzt ist der Käse ein Elefant!“), staunten wir lieber und freuten uns über diese durchaus konstruktive, kreative Aktivität.

Das Nilpferd auf dem Bild hatte übrigens mit dem Auto einen Unfall und muss nun in die Werkstatt. Sagt mein Sohn. Wie das denn passieren konnte, wollte ich wissen. „Mama, seine Füße sind doch für die kleinen Pedale zu groß!“

Ach, klar.

Spielfreude

Spielfreude

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Wenn wir mit C. ein Gesellschaftsspiel spielen möchten, fliegen spätestens nach drei Minuten sämtliche Spielsteine durch die Gegend, der Würfel verschwindet unter dem Tisch, und wenn nicht sofort eine Sechs für C. dabei rausspringt, bekommt er einen Wutanfall.

Bisher war das jedenfalls so.

C.’s Leidenschaft für CARS brachte mich zu einem Spontankauf: Eine preiswerte Variante des Klassikers „Mensch, ärgere dich nicht“ mit einer kleinen transparenten Kuppel in der Mitte, die man herunterdrückt und wieder hochschnalzen lässt. Eine simple Metallfeder schleudert den in der Kuppel liegenden Würfel hoch, und der Würfel kann nicht durch die Gegend fliegen (oder manipuliert werden). Damit klappt das Spielen erstaunlich gut, gestern sogar mit voller Spielsteinstärke und zu dritt, wobei des öfteren C.’s Spielsteine rausgekickt wurden.

Zum Glück hat C. dann gewonnen. Ich bin gespannt, wie er reagiert, wenn er das erste Mal verliert.